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GSM ON TOUR IN POLEN



In den letzten zehn Tagen vor den Sommerferien findet traditionell an der GSM die jährliche Kanutour mit interessierten Schülerinnen und Schülern statt. Dieses Jahr führte uns diese Unternehmung nach West-Masuren auf die Drweca (Drewenz), einen Fluss mit guter Strömung, der bei Torun (Thorn) in die Weichsel mündet.

Man kann sagen, was man will. Der Abreisetag war irgendwie das Beste. Man freute sich auf zu Hause, ein trockenes Bett, ein Zimmer, das man abends nicht aufbauen und morgens nicht abbauen musste... aber auch auf die gute alte Küche, denn sich zehn Tage von "Dosenfutter" zu ernähren, war nicht jedermanns Sache.

Dieses alles wussten wir aber noch nicht, als wir am Sonntag, dem 9. 7. 2000, um 6:58 Uhr am Hamburger Hauptbahnhof losfuhren, betränt, aber doch glücklich, die Alten los zu sein. Jetzt hieß es erst einmal: “Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin...”, oder wie einige sagten: “ ...zum Müllaufsammeln der Loveparade”. Dort angekommen, hatten wir 3½ Stunden “überflüssige” Zeit. Die nutzten wir, um uns das Brandenburger Tor und den Reichstag, bzw. die Glaskuppel anzusehen. Ein wunderbarer Ausblick. Berlin lag uns zu Füßen (und nicht andersherum).

Zurück in der Bahn sitzend nannte sich unser nächster Umstiegsort Poznan, was man “Posnan” ausspricht. Tja, Poznan, wahrscheinlich eine schöne Stadt, von der wir nur den Bahnhof mit angeschraubten Stühlen gesehen haben. Nach ein paarmal Umsteigen hatten wir es endlich geschafft ... angekommen ... . Die Uhr schlug aber schon 20:30 Uhr. Das erste war ein Besuch auf dem WC. Danach war Zelt aufbauen angesagt, wie jeden Abend. An diesem Tag war nicht viel los. Wir sind noch zum Essen gegangen und später haben wir Glühwürmchen gejagt.

Von nun an hieß es: schlafen, aufstehen, essen, Zelt abbauen, Kanu fahren, Zelt aufbauen, essen, reden, schlafen, aufstehen, ... . Ziemlich einseitig, oder? Wäre es auch gewesen, hätten wir nicht für Stimmung gesorgt. Während des Kanufahrens wurde alles gesungen, was uns einfiel. Wir sangen von Zlatko`s “Ich vermiss dich wie die Hölle” bis “Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unser Kanu nicht”. Das einzigste, was uns nervte, war der ständige Regen. Abends tat uns der Hintern weh und wir waren sichtlich geschafft, und das nicht nur vom Kanufahren.

Sehr gut hat uns der freie Tag auf einem Campingplatz gefallen. Ausnahmsweise blieb auch der Regen aus. Er lag an einem See, dessen Wasser so klar war, als wäre es Trinkwasser. 12 km entfernt lag die Stadt Brodnica (Strasburg), die wir auch besuchten. Abends lagen wir vier Mädchen auf dem Steg und beobachteten die Sterne.

Am nächsten Tag fuhren wir weiter. Vorher besuchten alle nochmal das WC, denn danach mussten wir wieder aufs PöT. PöT, was ist das? Ganz einfach Polnische öko-Toilette, oder ganz primitiv: Busch. Das PöT wurde meistens nur in Notfällen benutzt, speziell von den Mädchen. Der Besuch einiger “speziell angefertigten” PöTs war abenteuerlich: sie lagen am Wasser und waren nur durch einen klapprigen Holzsteg zu erreichen, der teilweise nur 30 cm breit war. Zurück kam man mit nassen Füßen.

Nach dem freien Tag trat der Alltag wieder ein, sprich Zelt abbauen, Kanu fahren und so weiter. Manch einer hätte wahrscheinlich nach den jetzt zurückgelegten 110 km schlapp gemacht, haben wir auch. Wir hatten aber großes Glück, dass der Fluss eine Strömung von ca. 4 km/h besaß. So konnte man sein Mittagessen auf dem Wasser einnehmen, ohne völlig stehenzubleiben. Der Fluß hatte auch so einige Tücken, beispielsweise standen nach jeder Kurve die gleichen, kerzengeraden Bäume, wie schon drei Ecken davor. Am meisten Spaß hatten wir an den umgekippten “Bäumchen”, oder “Abenteuern”, wie wir sie nannten, die uns an der schnellen Weiterfahrt hinderten.

Was uns ärgerte, waren die Lehrer, die jeden Tag die Kilometerzahl, die wir zurücklegen mussten, sehr “verharmlost” haben. So sagten sie beispielsweise, wir hätten heute 37 km abzupaddeln. Im Endeffekt waren es jedoch 50 km. Insgesamt haben wir etwa 220 km zurückgelegt. Den letzten Teil der Strecke mussten wir auf der Weichsel fahren, die teilweise nur knöcheltief war, was uns sehr gewundert hat, da die Weichsel der grösste Fluss Polens ist (aber nicht unbedingt der tiefste). Dies war eine gute Gelegenheit, um auszusteigen und spazieren zu gehen oder Muscheln zu sammeln. Das Fortbewegen, mit den Kanus auf den Sandbänken ähnelte dem Daherschlendern einer Schildkröte.

Endstation Torun (Thorn). Wir hatten einen freien Tag, den wir nutzten, um die Stadt zu erkunden, einzukaufen und ordentlich essen zu gehen (Pizza). Am nächsten Morgen waren wir Mädchen von unseren Lasten befreit, sprich Gepäck. Wir lüfteten es über Nacht, ahnten aber nicht, dass es nette Leute gibt, die den “Müll” entsorgen. An diesem Morgen blieb das Frühstück aus, denn das Besteck war weg. Daraufhin folgte ein fünfstündiger Aufenthalt bei der “Polska policja”. Währenddessen haben sich die Jungs alte Kirchen angeschaut. Bei beiden Aktionen wären wir lieber auf dem Campingplatz geblieben. Der Tag endete mit einem gemeinsamen Abschiedsessen im Restaurant “Sphinx”.

Der nächste Morgen begann für uns schon um 5 Uhr, denn wir mussten unsere Bahn nach Hause kriegen. “Zu Hause”, die besten zwei Wörter auf der ganzen Reise. Aus dem Regen in den Regen, aber zu Hause. Wir waren doch ziemlich geschafft, hatten aber das “Glück”, nicht so viel tragen zu müssen. Irgendwie glücklich und zufrieden kamen wir daheim an.

Sabrina Schulz
Marta Swiatkowska



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