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UNTERWEGS AUF DER DRAWA



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Ein Wiedersehen mit Polen

Zum dritten Mal ist Polen Ziel der sommerlichen Paddeltour der Kanugruppe der GSM. Vier Jahre ist es her, seit wir das erste Mal in Polen zu Gast waren. Unsere damalige Tour auf der Obra war der Beginn einer Freundschaft mit unserem östlichen Nachbarland. Damals hatten wir noch Vorbehalte und Ängste, die sich jedoch weitgehend als unbegründet erwiesen. Vielmehr entdeckten wir gleich hinter der Grenze eine wunderschöne Landschaft, einsame, in großen Teilen naturbelassene Flüsse, die Möglichkeiten für vielfältige Abenteuer boten. Zum Teil hervorragend ausgestattete Kanuwanderplätze und Biwakplätze standen uns für die Übernachtung zur Verfügung. Freundliche und hilfsbereite Menschen unterstützten uns in vielen Situationen. Die Anreise war jeweils mit Regionalbahnen möglich und damit sehr preisgünstig. Die Verständigung - besonders auf dem Land - gestaltete sich manchmal etwas schwierig: Mit Händen und Füßen konnten wir aber das Wichtigste regeln, und wenn das nicht ausreichte, so halfen uns unsere polnischen Mitschülerinnen und Mitschüler weiter.

Die diesjährige Kanutour ist eine Fahrt mit vielen Hindernissen: Eigentlich soll es auf den Bóbr gehen, einen Fluss mit leichtem Wildwasser, der am Rande des Riesengebirges entspringt. Das außergewöhnlich warme und trockene Wetter in diesem Jahr hat leider auch eine Kehrseite: Es gibt so wenig Wasser im Fluss, dass es auf dem Bóbr nur für eine Kanuwanderung gereicht hätte. Kurzfristig planen wir neu: Ziel soll nun die Drawa in Nordpolen sein. Die Drawa ist "wohl die schönste Paddelroute in der polnischen Ebene". So steht es im Kanuführer und das überzeugt uns. Auch auf diesem Fluss ist das Wasser nicht üppig, aber es reicht für die sprichwörtliche "handbreit Wasser" unter dem Kiel.


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Die Drawa

100 Kilometer hinter der polnischen Grenze, zwei Bahnstunden von Szcecin (Stettin) entfernt, inmitten der Pommerschen Seenplatte liegt Drawsko Pomorskie. Hier treffen wir auf unseren Fluss, die Drawa. Sie ist hier schon 65 km "alt", hat in weiten Windungen gemächlich eine Wiesenlandschaft und auch zwei größere Seen durchflossen. Etwa 130 Kilometer weiter mündet die Drawa bei Krzyz in die Notéc. Von dort bringt uns der Zug zurück nach Hamburg.

Die Drawa ist weitgehend naturbelassen und hat viele Gesichter. An einigen Abschnitten durchfließt sie träge ausgedehnte Sumpflandschaften. Seerosenfelder und Schilfgürtel lassen manchmal die Frage aufkommen: wo geht’s denn weiter? Es gibt aber auch spritzige Stellen mit einer kräftigen Strömung zum Teil in tiefen Schluchten. Glasklares Wasser lädt zum Baden ein, umgestürzte Bäume im Fluss müssen mit dem Boot überklettert werden und bieten manches zum Teil feuchte Abenteuer. Auf den langgestreckten Seen kann es bei ungünstigen Windverhältnissen zu einem beachtlichen Wellengang kommen. Das erleben wir bei der Überquerung des Lubie-Sees. Die Fischer erklären uns für verrückt, als wir mit unseren tanzenden Kajaks und Kanus gegen die Wellen ankämpfen.

Auch die Drawa birgt ihre Hindernisse: Ein Militärübungsplatz muss auf dem Landweg umfahren werden, denn die Zeit reicht nicht, um eine Durchfahrtsgenehmigung zu erwirken. Was aber wirklich ärgerlich ist, dass wir den interessantesten Teil der Drawa im Drawienski Nationalpark nicht durchfahren dürfen, denn hier gibt es zum Schutz der Brutvögel von März bis Juni ein absolutes Paddelverbot. Wir sind wenige Tage zu früh da... Als Ersatz setzen wir auf den kleinen Nebenfluss Korynica um, der außerhalb des Naturschutzgebietes liegt. Ein Schild "Durchfahrt verboten – bissiger Hund" hätte hier unsere Fahrt beinahe jäh beendet, hätten nicht Sabrina und Marta durch ihren beherzten und wagemutigen Einsatz unsere Durchfahrt ermöglicht.

Eine Fahrt mit vielen Hindernissen – dennoch eine "runde" Paddeltour. Herzlichen Dank den Mitfahrerinnen und Mitfahrern, die alle ihren Teil zum Gelingen beigetragen haben. Wir haben uns gut verstanden, viel Spaß miteinander gehabt und gemeinsam ein Stück unseres Nachbarlandes entdeckt.



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